Nach dem ergreifenden und schauspielerisch untermalten Fackelzug zum Handlberg am 8. Januar, lädt der Kultur- und Festspielverein nun zum Jahresauftakt ins diesjährige Festspieljahr am kommenden Samstag ins Aidenbacher Bürgerhaus ein. „Für unser Festspiel ‚Lieber bairisch sterben… Aidenbach 1706‘ müssen wir uns wieder neu sortieren. Wir sprechen mit der Veranstaltung Vereinsmitglieder, aber auch neue Interessierte an“, so die 1. Vorsitzende des Vereins Nicole Plattner. „Alte Hasen“, wie z.B. das langjährige Vereinsmitglied Helmut Mögele, müssen in diesem Jahr krankheits- bzw. altersbedingt leider ihre verdienten Hauptrollen räumen. „Mir hat es viele Jahre sehr viel Spaß gemacht, die Geschichte unserer Region auf die Bühne zu bringen. Ich habe viele Freunde im Verein gewonnen und das gute Gefühl, meinen Teil zur Erinnerung an die dramatischen Ereignisse von damals beigetragen zu haben.“ Die verdienten Schauspieler müssen im Festspiel nun natürlich durch neue Gesichter ersetzt werden. „Wir versuchen, die Rollen aus dem Verein heraus zu vergeben, es ist aber gang und gäbe, dass mit jeder Saison auch neue Darsteller aufgenommen werden“, so die Vorsitzende, „das Festspiel lebt von den Persönlichkeiten, die den Figuren im Stück jedes Mal eine neue Note verleihen.“ Nicole Plattner appelliert an jeden Interessierten, sich am kommenden Samstag zum Jahresauftakt um 18 Uhr im Bürgerhaus einzufinden: „Wir wollen offene Fragen klären, uns zwanglos kennenlernen – ein Erscheinen ist noch keine verbindliche Zusage. Wir wollen unverbindlich ausloten, welche Tätigkeit für die Ehrenamtlichen passend wäre, denn wir suchen neben Darstellern auf der Bühne mit und ohne Sprechrolle auch Helfer hinter der Bühne oder beim Handwerker- und Bauernmarkt.“ Die Marktgemeinde unterstützt das Festspiel nicht nur finanziell, sondern übernimmt auch den Kartenverkauf und die Pressearbeit. Bürgermeister Robert Grabler erklärt das Engagement so: „Dem Markt Aidenbach ist die Erinnerungskultur der Aidenbacher Bauernschlacht sehr wichtig. Die damaligen Ereignisse in Aidenbach und dem Umland hatten nicht nur die Aidenbacher Geschichte beeinflusst, sondern einen Platz in den europäischen Geschichtsbüchern gefunden. Dies macht unseren Ort zu einer Besonderheit mit außergewöhnlicher Historie. Bei aller Tragik der damaligen Geschehnisse können wir stolz darauf sein, vom Herrgott auserwählt worden zu sein, diese Erinnerung wach zu halten.“ Er sieht eine immerwährende Pflicht, das Gedenken an die Aufständischen zu leben: „Ihr Streben und Scheitern ist ein Mahnmal für die jetzige Generation, den Frieden zu wahren und zu schätzen.“
Der Markt Aidenbach und der Kultur- und Festspielverein hoffen darauf, Menschen mit Überzeugung zu mobilisieren „aktiv Freizeit für Kulturschaffen zu nutzen, nicht nur Kulturprogramm zu konsumieren“. Nicole Plattner beruhigt auch Skeptiker: „Die Proben- und Aufführungstermine stehen bereits, sodass man diese mit dem persönlichen Jahreskalender in Einklang bringen kann. Und wer das Mitwirken bei unserem Festspiel nur als lästige Verpflichtung sieht, ist sowieso verkehrt, denn wir alle spielen aus tiefer Überzeugung. Wir verlangen zwar Zuverlässigkeit und Ernsthaftigkeit, hinter den Kulissen geht es aber auch mal lustig und zünftig zu, denn der Spaß darf nicht verloren gehen.“ Das etwa 100 Personen starke Festspielensemble sei auch eine Chance, neue Bekanntschaften zu schließen. Es ist ein zu jeder Festspielsaison neu zusammengewürfeltes Potpourri an Menschen jeden Alters(!), die sich neu kennenlernen oder wieder annähern, um ihren Platz im großen Ganzen zu finden. „Jeder hat Stärken und Schwächen und der Verein hat sich zur Aufgabe gemacht, diese zu berücksichtigen und für jede Person eine passende Position zu finden“, so die Vorsitzende.
Das Festspiel „Lieber bairisch sterben… Aidenbach 1706“ wurde von Peter Klewitz(†) verfasst und in den 1990er Jahren erstmals auf der Freilichtbühne Aidenbach aufgeführt. Jung und Alt – Krieg und Frieden – Grausamkeit und Liebe, all das kommt durch das Festspiel auf die Bühne, gepaart mit Pyrotechnik, Feuer und echten Pferden. Die einmalige Authentizität, die bei jeder Aufführung eindrucksvoll auf das Publikum wirkt, kommt von den Laiendarstellern aus der Bevölkerung, die die historischen Figuren echt und nahbar wirken lassen.
Das Jahresauftakttreffen des Kultur- und Festspielvereins findet am 18. Januar um 18 Uhr im Aidenbacher Bürgerhaus (Krankenhausstr. 12) statt. Wer nicht dabei sein kann, kann sich auch gerne direkt bei Frau Plattner melden unter Tel. 08543 917340. Weitere Informationen unter www.freilichtspiel.de
