Eine Abordnung aus Aidenbach, bestehend aus 1. und 2. Bürgermeister, Markträten und Rathausmitarbeitern sowie sonstiger Interessierter machte sich am 24. Februar 2025 auf den Weg nach Karpfham Bhf. in die Werkstatt des Kunst- und Glockengießermeisters Bernhard Fink, um beim Guss der finalen Figur aus dem Kunstwerk Dominik Dengls dabei zu sein.
Im Frühjahr letzten Jahres beschloss der Marktrat, ein neues Denkmal aus Stein und Metall am Marktplatz von Aidenbach errichten zu lassen, da die vorhergegangenen hölzernen Kunstwerke der Witterung zum Opfer gefallen sind. Im Rahmen der Städtebauförderung in Zusammenarbeit mit dem Berufsverband Bildender Künstler Niederbayern e.V. wurde ein „engerer anonymer ‚Kunst und Bauen‘-Wettbewerb zur Erlangung eines Kunstwerkes für den Markt Aidenbach“ ausgelobt, bei dem sich Dominik Dengl mit seinem Entwurf durchsetzte. Dieser besteht aus einer Granitsäule mit bronzenem Schriftband, auf der eine bronzene Figurengruppe thront, die mit beweglichen Fahnen aus verschiedenen Metallen ausgestattet ist und mit einer effektvollen indirekten Beleuchtung ergänzt wird. Die besagte Figurengruppe wurde nun in der Werkstatt Finks gegossen. „Das Material ist sogenannte Rotgussbronze, die nach Fertigstellung mit einer individuellen Patina den Skulpturen eine ganz besondere Ausstrahlung verleiht“, so der Gießermeister. Er hatte im Laufe der Woche bereits sechs der sieben Figuren gegossen, beim Besuch der Aidenbacher goss er vor ihren Augen die „glorreiche 7. Figur“.
Um die Entstehung einer Bronze aufzuzeigen, erklärte er anhand der sechs bereits bestehenden Figuren die unterschiedlichen Schritte bis zum fertigen Objekt. Aus Negativformen aus Silikon und Wachs wird eine Keramikform vorbereitet, die auf 400 Grad im Ofen aufgeheizt wird. Diese muss, damit sie aufgrund der Hitze des einfließenden Metalls nicht gesprengt wird, von Sand umgeben sein. Die gut 25 kg Kupfer- und Zinnbronze hat beim Guss über 1000 Grad Celsius und wird – bei gleißender Hitze, nicht unerheblicher Rauchentwicklung und beißendem Geruch – über die Eingüsse entlang der formgebenden Keramik abgekühlt. Nach dem Guss wird sie zum Erkalten aus dem Sandbad herausgenommen und bei hörbaren „Klack“-Geräuschen beim Brechen der Keramikschale zieht sich das abkühlende Metall zur endgültigen Form zusammen. „Die Keramikhülle wird nach dem Trocknen abgeschlagen und erst dann ist gänzlich ersichtlich, ob der Guss erfolgreich war“, erklärt Fink der staunenden Gruppe. Folgearbeiten des Kunstgießermeisters sind dann das Entfernen der Eingüsse, das Verschweißen und das Zusammensetzen der Einzelteile zum großen Ganzen, das der Vorgabe des Künstlers entsprechen muss. „Zum Schluss werden die Figuren noch geschliffen und verschiedene Überzüge sorgen für die Langlebigkeit und ansprechende Optik des Endergebnisses“, so der Gießer.
Noch vor dem Guss der siebten Figur erörterte der Künstler Dominik Dengl den Besuchern seine ganz persönliche Beziehung zum Thema Bauernschlacht: „Ich wohne am Inn in einem Haus aus dem 17. Jahrhundert, die Aufständischen der Bauernschlacht sammelten sich unweit von dort und sind 1706 bestimmt daran vorbeimarschiert. Diese Vorstellung hat mich gepackt und ich habe mich mit der Geschichte der Bauernaufstände befasst.“ Er sieht daher in den Aufständen nicht nur das Negative – vielmehr betont er das positive Ergebnis, dass die Schlacht bei Aidenbach ein „Mosaik für die Selbstständigkeit Bayerns“ zur heutigen Zeit ist. Desweiteren erklärte er den Aidenbachern seine besondere Philosophie für Kunst im öffentlichen Raum: „Die Kunstwerke sollen für Groß und Klein Hingucker sein, die nicht einfach nur dastehen, sondern interessante Objekte zum Betrachten sind.“ Dies möchte er durch die beweglichen Fahnen der „Aufständischen“ im neuen Denkmal erreichen, die die Rauten der bayerischen Fahne tragen werden. „Die metallischen Fahnenelemente sind speziell gewölbt, sodass sie vom Wind bewegt werden können“, erklärte der Künstler. Zudem soll die Beleuchtung des Kunstwerks auch bei Dunkelheit eine eindrucksvolle Optik durch den Schattenwurf ergeben. Abschließend lobte er den Gießermeister Bernhard Fink „als den Besten auf dem Gebiet“, der „Staub und Hitze erträgt“, um sein Handwerk auf höchstes Niveau zu bringen. Mit einem Augenzwinkern gaben Künstler und Gießermeister beim Abschied der Besucher aus der Werkstatt 5000 Jahre Garantie auf den Bronzeguss. Bürgermeister Robert Grabler meinte abschließend: „Ich freue mich jetzt schon richtig auf das Endergebnis. Das komplette Kunstwerk wird zum Patriotischen Jahrtag fertiggestellt und feierlich enthüllt.“
Die Geburt eines Denkmals
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Rathaus-Info
Bronzeguss des neuen Denkmals „Aidenbach 1706“ zum Gedenken an die Aidenbacher Bauernschlacht erfolgt